Unter dem Titel „Vitalismus Mechanismus“ präsentiert der 1973 im dänischen Holbaek geborene, heute in Berlin lebende, Künstler eine dreiteilige Arbeit, die so unterschiedliche Themen wie Rohstoffkreisläufe, naturgerechte Lebensmittelproduktion und Industrialisierung der Landwirtschaft einer künstlerischen Recherche und Inszenierung unterzieht.
Zwei Teile der Arbeit befindet sich im Außenraum. Zwei im Sturm umgestürzte Kiefern und eine Pappel hat Greenfort mit der Brut essbarer Pilze geimpft. Die Idee dahinter: Im Laufe der nächsten 15 bis 20 Jahre werden sich die Stämme auf natürliche Art zersetzen. Solange aber dienen sie für alle möglichen Organismen als Nährboden, darunter auch die vom Künstler ausgewählten Kulturpilze. Die ortsnahe Lage am Waldrand bietet Betrachtern die Gelegenheit diesem Prozess beizuwohnen und durch den Verzehr der schmackhaften Zuchtpilze sogar Teil davon zu werden.
Dem natürlichen Kreislauf des Werdens und Vergehens in der Natur stellt Greenfort ein künstliches Wachstumsexperiment gegenüber. Im Zentrum einer zu einem neutralen, achteckigen Ausstellungsraum umfunktionierten Scheune steht ein brunnenartiger Edelstahlbehälter mit einer darüberhängenden Baumwurzel. Aus Düsen wird die Wurzel mit Harnstofflösung benetzt. Die sich mit der Zeit ausformenden Kristalle lassen ein bizarr geformtes Gebilde entstehen lassen. So schön und faszinierend die Arbeit auf den ersten Blick wirkt, so schaurig und desillusionierend ist sie zugleich. Natürlicher Harnstoff könnte aus dem Urin von Menschen und Tieren gewonnen werden. Doch das reicht keineswegs aus, um den enormen Hunger der Agrarindustrie nach ökologisch umstrittenem Kunstdünger aus synthetisch produziertem Harnstoff, auch Urea genannt, zu stillen. Ein Stapel handelsüblicher Urea-Säcke im Ausstellungsraum weist darauf hin.
Ebenso veranschaulichen Fotos, Wandtexte und Schauobjekte in beleuchteten Vitrinen die komplexen Zusammenhänge. Versuchslabor, Hexenküche, Lehrmittelraum und künstlerische Inszenierung im White Cube: Tue Greenfort gehört heute zu den wichtigsten Vertretern einer interdisziplinären, an der Schnittstelle von Ökologie und Ökonomie, Mensch, Natur und Umwelt operierenden Kunst. (Nicole Büsing & Heiko Klaas)